Durch den Unterricht in der Baumschule, werden Bäume fit fürs Leben und können somit den Umzug von der Baumschule in ihr neues Heim – einen Garten, einen Schulhof, einen Park oder einem Straßenrand gut überstehen.
In Reih und Glied stehen die Bäume auf den Feldern der Baumschule und meistern dort tagtäglich Aufgaben, die ihnen die Gärtner stellen.

 

Die Prüfungen in der Baumschule
bestehen darin, dass nur die Besten – gesunde und wuchsstarke – in die nächste Klasse kommen. Diejenigen, die aus der Reihe fallen, durch abwesende Wuchskraft glänzen und häufig durch Krankheit, die geforderten Prüfungen nicht bestehen oder den Unterricht nicht beiwohnen können, fliegen von der Schule.
Das Hauptziel ist es, am Ende ihrer Schullaufbahn so viele Wurzeln wie möglich gebildet zu haben.

 

Bilden Bäume in der Natur keine Wurzeln?
Natürlich bilden Bäume in der Natur auch Wurzeln, aber dort bleiben sie auch von klein auf an ein und demselben Standort und passen sich den standörtlichen Gegebenheiten an. Auf einen Umzug, sowohl in jungen Jahren als auch im hohen Lebensalter, können sie gut und gerne verzichten. Die einmal in den Boden geschlagenen Wurzeln – die meistens sehr tief gehen – reagieren bei einem Umzug und dem damit verbundenen Wurzelverlust mit einem Schock. Zudem verkraften Bäume oft den Umzug in ein neues Zuhause mit anderen Bodenbeschaffenheiten, Lichtansprüchen und fehlenden oder anderen Nachbarn nicht.

 

Umziehen üben
Damit das Umziehen der Bäume dem Gärtner, der den Baum in der Baumschule kauft, gelingt, wird das Umziehen der Bäume regelmäßig in der Baumschule geübt.
Denn zum Ende ihrer Laufbahn in der Baumschule, wird ihnen das Diplom „Verpflanzen macht Bäume stark“ verliehen. Deshalb ziehen die Bäume regelmäßig in ein neues Klassenzimmer, das in der Baumschule Quartier genannt wird. Der Umzug heißt Verschulen. Beim Verschulen werden die langen Wurzeln durchtrennt, bei kleinen Bäumen per Hand, bei großen erledigt dies die Maschine.

 

Ziel des Verschulens
ist es so viele neue Feinwurzeln zu bilden wie möglich, die durch das Kappen der Wurzeln entstehen. Denn der Vorteil der feinen Wurzeln ist es, besser Wasser und vor allem Nährstoffe aufzunehmen, die lebensnotwendig sind. Die dicken, braunen Wurzeln, dienen dem Baum nur als Halt und verhindern so das Umfallen des Baumes.
Je mehr Feinwurzeln der Baum nach seinem Aufenthalt in der Baumschule besitzt und je kompakter der Wurzelballen ist, desto leichter gelingt der Umzug in ihren Garten.
Das häufige Verschulen erfordert einen hohen Zeitaufwand, viel Pflege und einen hohen Platzbedarf in der Baumschule. Dies erledigt der Gärtner aber mit Freude und Hingabe, da er weiß, dass sein Baum nachdem er seine Baumschule verlassen hat, ein langes Leben in ihren Garten haben wird. Er kann mit gutem Gefühl seine Zöglinge in das harte Leben, auf das er sie vorbereitet hat, ziehen lassen.

 

Sitzengebliebene
gelangen nicht in den Handel, da sie zu wenig Wurzeln haben oder das Verschulen nicht ausreichend gut gemeistert haben. Trotzdem gelangt es so manchem Sitzengebliebenen, die in keiner richtigen (Baum-) Schule waren und keinen Abschluss erreicht haben, in den Handel. Diese kommen schon nach der ersten oder zweiten Klasse in den Baumarkt. Ein niedriger Preis und mickrige Wurzeln sind das Erkennungsmerkmal dieser Sitzengebliebenen. Ob Bäume mit einer verminderten Qualität an ihrem neuen Standort tatsächlich anwachsen, bleibt oft dem Glück überlassen.